Entwicklung in Garching (1980-1993)

Durch die Offenheit unseres Kollegen aus Garching, und durch die allseitige Begeisterung für seine Idee, begann die Entwicklung der Umgebungs­überwachung in der hier beschriebenen Form also ca. 1980 praktisch zeitgleich in Garching und in Bremen. Dem unterschied­lichen Selbstver­ständnis und den unterschied­lichen Möglich­keiten der beiden spontan entstandenen Arbeits­gruppen entspre­chend, standen an den beiden Entwicklungs­orten jeweils eigene Prioritäten und Akzente im Vordergrund.

Dem Ideen-Geber und Gründungsvater Dr. E. H. Krüger lag besonders die rasche Umsetzung und praktische Reali­sierung der unabhän­gigen Umgebungs­überwachung am Herzen. Er begann selbst mit der Überwachung des ihm nahe­ge­le­genen Atomkraft­werks Ohu (KKI = Kern­kraft­werk Isar) mit zuerst impro­vi­sier­ten Geräten, die er sukzessive immer weiter verbesserte. Auch als die ersten Inte­res­sen­ten auf seine Initiative aufmerksam wurden (ca. 1983/1984), und ihren Wunsch nach Mess­anlagen bekun­deten, waren die Geräte noch weit davon entfernt, aus­ent­wickelt oder gar perfekt zu sein (um es ganz vorsich­tig auszu­drücken). Dies ist in keiner Weise verwun­derlich, denn die real statt­ge­fundene Entwicklung des spontan von ihm ange­gan­ge­nen Projekts Umgebungs­überwachung ließ - unter den ge­ge­be­nen Rand­be­din­gun­gen - einen ge­ord­ne­ten Auf­bau prak­tisch nicht zu:

Zusätzlich verlief die technische Entwicklung der meisten Anlagenkomponenten im betrachteten Zeitraum außerordentlich stürmisch. So waren z.B. die zur Messung und Auswertung damals erforderlichen Rechner (Commodore VC20) nach wenigen Jahren veraltet und kaum mehr erhältlich, und mussten gegen aktuellere Modelle (Commodore C64, später auch IBM-kompatible PCs) ausgetauscht werden. Damit bestand auch die Notwendigkeit, die auf ihnen laufende Mess- und Auswertesoftware jeweils neu zu schreiben, oder zumindest erheblichen Anpassungen zu unterziehen. Allein die Aufrechterhaltung der technischen Kompatibilität der laufend veränderten Komponenten untereinander - alles unter der Randbedingung niedrigster Kosten - war eine ständige Herausforderung.

Folglich stellt auch die auf dieser WebSite versuchte Beschreibung der technischen Entwicklung der Messanlagen im Verlauf der letzten gut dreißig Jahre ganz analog besondere Ansprüche an Beschreiber und Leser.
Um hier und auf der folgenden Seite Messanlagen zumindest zu versuchen, einen systematischen Eindruck vom jeweiligen technischen Stand, sowie von der Dynamik der Auf- und Umbauvorgänge zu vermitteln, ist das nachfolgende, sehr schematische Blockschaltbild einer allgemeinen Messanlage für Umgebungsstrahlung wiedergegeben. Sämtliche technische Komponenten, die sich hinter den plakativ benannten Blöcken 1. bis 7. "verstecken", mussten im Laufe der letzten gut dreißig Jahre mehrfach (und zeitlich meist unabhängig von den anderen Blöcken) durch andere technische Komponenten ersetzt werden. Die im Bild durch die Pfeile symbolisierten Schnittstellen zwischen den Komponenten mussten - für den problemlosen Weiterbetrieb - dagegen i.d.R. unverändert bleiben. Oberstes Ziel war schließlich die Aufrechterhaltung der Kontinuität der bereits laufenden Routine-Messungen!

Grundstruktur einer Messanlage zur Umgebungsüberwachung auf Radioaktivität

Infolge der beschriebenen widrigen Umstände, sowie der vielseitigen Unerfahrenheit und Unkenntnis der technischen und der physikalischen Gegebenheiten (natürlich besonders bei den Anwendern, jedoch auch mehr oder weniger bei allen Beteiligten), traten in der Zusammenarbeit in der Arbeitsgemeinschaft auch immer wieder erhebliche "Reibungsverluste" auf. So waren die Interessenten von Hardware-Entwicklungen frustriert, die im Einsatz dann nicht angemessen funktionierten, oder wenn sie fehlerhaft konzipiert oder ausgeführt waren, oder trotz optimistischer Zusage erst mit großer Verspätung fertig wurden. In Messanlagen-Installationen enthaltene Fehler konnten lange Zeit nicht gefunden und behoben werden; Programmentwicklungen erwiesen sich in der Praxis als nicht oder nur eingeschränkt brauchbar, oder waren auch nach Jahren noch nicht abgeschlossen, obwohl ursprünglich von wenigen Monaten Entwicklungszeit die Rede war, usw.

Als Reaktion auf die beständige Überforderung aus (auch den eigenen) Ansprüchen und der harten Wirklichkeit der ihn fordernden Anwender zog sich der Initiator und Entwickler Dr. E. H. Krüger (mitsamt seiner mittlerweile aufgebauten, kleinen projektbezogenen Arbeitsgruppe) schließlich 1992/1993 schweren Herzens aus dem Projekt "Umgebungsüberwachung" zurück.

Dass das Projekt als ganzes trotzdem überlebt hat, ist dem hohem Engagement der TeilnehmerInnen zu verdanken, die unverändert von der Richtigkeit und Wichtigkeit der unabhängigen Umgebungsüberwachung als Ausdrucksmittel ihrer Ablehnung einer unmenschlichen Technologie überzeugt sind.