Umgebungsüberwachung

Der Ursprung des Wunsches nach einer Überwachung der Umwelt auf radioaktive Stoffe lässt sich nur schwer datieren, vermutlich geht er bereits auf den Beginn der Ära der oberirdischen Atomwaffentests zurück (ab 1945). In dieser Frühzeit waren es ausschließlich staatliche (oder staatlich geförderte) Institutionen, die den erheblichen Aufwand zum Nachweis des - stark verdünnt, aber messbar - weltweit auftretenden radioaktiven Fallouts aus den Atomtests betrieben. Mit der Forcierung der sogenannten "friedlichen" Nutzung der Atomenergie ab den 1960er Jahren, und dem daraus folgenden Widerstand gegen den Bau von Atomanlagen in den 1970er und 1980er Jahren, gelangte dann auch die Möglichkeit einer im eigenen Land selbst produzierten, kontinuierlichen Strahlenbelastung in zunächst unbekannter Höhe in das öffentliche Bewusstsein. Hinzu kamen Ahnungen von der Möglichkeit kleinerer - natürlich erstmal der Öffentlichkeit verschwiegener - "Störfälle" mit "erhöhter Freisetzung" radioaktiver Stoffe, bis hin zur Möglichkeit, von einem katastrophalen atomaren Großunfall in Deutschland oder einem Nachbarland überrascht zu werden.

In solchen Situationen ist nach allen bisherigen Erfahrungen auch heute nicht zu erwarten, dass die Bevölkerung - im Sinne eines vorsorgenden Gesundheitsschutzes - über die Situation und die möglichen oder zu erwartenden Entwicklungen von den von ihr bezahlten Behörden zutreffend informiert wird. Mit dem in der Bundesrepublik nach der Reaktorkatastrophe von Tschernobyl (26.04.1986) verabschiedeten Strahlenschutzvorsorgegesetz (StrVG) wurde die damalige relative Vielfalt der z.T. widersprüchlichen offiziellen Aussagen zur radiologischen Belastung für zukünftige Katastrophen stark kanalisiert. Für solche zukünftigen Fälle ist zu erwarten, dass die offiziellen Verlautbarungen nur noch aus monotonen "Entwarnungen" bestehen - ob diese nun der tatsächlichen Lage entsprechen oder ob sie völlig unangemessen sind, wird der Bürger erst Jahrzehnte später erfahren, wenn überhaupt. Aussagekräftige aktuelle Rohdaten, wie z.B. Aktivitätskonzentrationen einzelner Nuklide in Luft, Wasser, Nahrung, Boden, sowie Messwerte der lokalen Ortsdosisleistung, aus denen sich bei entsprechendem Sachverstand jeder Bürger selber eine Einschätzung seiner zu erwartenden Schädigung und seine optimale, individuelle Vermeidungsstrategie ableiten kann, werden nicht erhältlich sein.

Mittlerweile sind im Internet zwar Daten einer größeren Anzahl von offiziellen Radioaktivitätsmesstationen praktisch online einsehbar, wie z.B.

Die hier angebotenen Messdaten (meist nur in Form von Grafiken) besitzen jedoch eine Anzeigeauflösung, die sehr weit, und dies vermutlich mit voller Absicht, hinter den bereits realisierten technischen Möglichkeiten der existierenden Messnetze zurückbleibt. Viel mehr als die Entscheidung: Aktuell vorliegende Katastrophe - ja oder nein? lässt sich mit diesem Angebot nicht treffen. Und ob das Informationsangebot mehr ist als ein einschläfernder Schönwetterdienst - ob also die Internetangebote im Krisenfall nicht plötzlich abgeschaltet sein werden, z.B. mit der genialen offiziellen Begründung: "Wir dürfen ja die Bevölkerung nicht beunruhigen!", oder: "Wir könnten damit ja vielleicht den Wirtschaftsstandort Deutschland schädigen!" bleibt ohnehin abzuwarten.

Der Wunsch nach einer Umgebungsüberwachung von Atomanlagen, ...

ist folglich unmittelbar einsichtig und verstehbar.