Die Idee

Die kontinuierliche Umgebungsüberwachung von Atomanlagen in der hier untersuchten und beschriebenen Form geht zurück auf eine Idee des Physikers Eckhard H. Krüger (damals Garching bei München), die dieser während seiner Besuche (anlässlich des Abschlusses seiner Dissertation) im Labor für Kernstrahlungsmesstechnik an der Universität Bremen im Jahr 1980 den dortigen Mitarbeitern zur Diskussion vorstellte.

Angesichts der Unwägbarkeiten beim Betrieb von Atomtechnischen Anlagen und der Unsicherheit über die Art und Menge der von ihnen aktuell emittierten Radionuklide erscheint es sinnvoll, das Vorhandensein (oder die Abwesenheit) von radioaktiven Abluftwolken mit Hilfe eigener Messstationen festzustellen. Durch den Dauerbetrieb von mehreren automatisierten Messstationen könnte so möglichst zeitnah festgestellt werden, in welchem Ausmaß in der Nähe befindliche, wohnende oder arbeitende Menschen von einer radioaktiven Wolke belastet werden. Man müsste nur einige Messanlagen in geeigneter Entfernung von der Anlage ortsfest aufstellen und den Zeitverlauf der dortigen Strahlungsintensität registrieren.

Radioaktive Wolke, aus der Gammastrahlung auf eine Messanlage einstrahlt

Solch eine Messanlage sollte

Als zu messende Strahlung bietet sich insbesondere die γ-Strahlung an, die von vielen Strahlern bei deren physischem Zerfall quasi als Nebenpodukt mit ausgesendet wird. Anders als die α-Strahlung und die β-Strahlung mit ihren kurzen Reichweiten (α-Strahlung in Luft: ca. 5 cm bei E = 5 MeV; β-Strahlung in Luft: ca. 3 m bei E = 1 MeV), gibt es für γ-Strahlung aufgrund der Statistik ihrer Wechselwirkungen keine definierte Reichweite (d.h. es lässt sich nach der Theorie keine Entfernung angeben, nach deren Durchlaufen gar keine γ-Strahlung mehr nachweisbar wäre). γ-Strahlung lässt sich also auch noch in einiger Entfernung von der befrachteten Luftmasse nachweisen, der Strahlendetektor muss sich nicht direkt in der Luftmasse befinden (er "sieht" die γ-Strahlung also auch noch in z.B. 200 m bis 300 m Entfernung, wenngleich natürlich mit zunehmendem Abstand immer schwächer). Dies ist für den erfolgreichen Nachweis sehr wichtig, denn so erhöht sich die Nachweiswahrscheinlichkeit erst auf akzeptable Werte, und umfasst nicht nur den Bereich weniger umgebender Meter um die Messstation.

Während E. H. Krüger selbst schon bald mit einfachen, mit kleinen Geiger-Müller-Zählrohren ausgerüsteten Messstationen um das Atomkraftwerk Isar (Ohu) die Initiative ergriff und auf privater Basis mit z.T. einfachsten technischen Mitteln die Möglichkeit praktischer Messungen erprobte, waren wir Mitarbeiter im Labor für Kernstrahlungsmesstechnik in Bremen zwar äußerst fasziniert, aber zunächst auch skeptisch. Wir beschlossen, die vielen sich uns stellenden Fragen zunächst mit theoretischen Betrachtungen, und vielleicht einigen gezielten Experimenten anzugehen.


Angestoßen von der visionären Idee unseres Kollegen aus Garching entstand und bestand so im Fachbereich Physik der Universität Bremen über mehrere Jahre eine private Initiative von Studierenden, Mitarbeitern und Absolventen, die sich mit den Möglichkeiten und Grenzen einer privaten Umgebungsüberwachung auf ionisierende Strahlung befaste. Obwohl es sich zu keiner Zeit um ein offizielles Projekt der Universität handelte, wurden wir doch von den im damaligen Projekt SAIU (Schadstoffbelastung am Arbeitsplatz und in der Industrieregion Unterweser) des Fachbereichs zusammenarbeitenden Professoren und Mitarbeitern mit großem Wohlwollen gesehen und stets unterstützt, z.B. mit vielfältigen Hinweisen, Ideen zur Verbesserung und Erweiterung, fachlichen Diskussionen, und sogar mit der Vergabe und Betreuung von thematisch zugehörigen Examensarbeiten. Ohne dieses positive, jederzeit aufgeschlossene, außerordentlich fördernde Umfeld hätte das Projekt "Umgebungsüberwachung" in Bremen nicht in der hier dargestellten Weise gedeihen können. Danke!